Trash People: Ist das Kunst oder muss das weg?

So oder ähnlich diskutiert Monschau seit Wochen. Seit bekannt ist, dass HA Schult nach 42 Jahren in die Monschauer Altstadt zurück kehrt. Monschau MonAmour.

IMG_1556Damals – 1970 – begann es war er Teil der Aktion Umweltakzente. Er fuhr mit einem Lautsprecherwagen durch die Stadt und titulierte jeden Fußgänger nach seinen Tätigkeiten – mal als Eislutscher oder Pommesfresser oder im „schlimmsten Fall“ als Touristen.

Das behaupten zumindest Zeitzeugen. Wenn ich HA Schult richtig verstanden habe, lag es ihm daran in der Altstadt nicht alles dem Tourismus unter zu ordnen. Ihren Charakter zu bewahren.

Ich war damals noch nicht in Monschau und kann mich nur darüber wundern, wie manche sich heute noch darüber aufregen (können). Die Aufgabe des Künstlers ist es doch, uns zum Nachdenken anzuregen. Und das tut der Mensch in der Regel nur, wenn er emotional beteiligt ist. Und wie erreicht man das für ein Thema, das ihn bis jetzt kalt läßt? Durch Provokation.

Müllmänner aka Trash People erorbern die Altstadt

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200 aus Plastik und Müll geformte Trash People bevölkern drei Wochen den Marktplatz der Altstadt. Inmitten dieser Fachwerkkulisse an der Rur – und das bei schönstem Wetter. Der Apell unseren Planeten nicht komplett zu vermüllen präsentiert sich in an einem Ort, an dem die Zeit still gestanden scheint.

Die Römische Scherbe von gestern, ist der Müll von heute, sagte HA Schult auf der gestrigen Pressekonferenz. Ist es das? Bleibt von unserer Zivilisation nur Müll?

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Im Zeitalter von Mülltrennung und Deutschen Müllexporten bis nach Afrika und China immer aktueller. Im Meer sammelt sich der Plastikmüll in riesigen Trichtern, die problemlos auf Satelittenfotos zu sehen sind.

1996 als der Künstler 1.000 Trash People erschuff, einfach innovativ. Und wenn ich mir die Auswahl der Ausstellungsorte ansehe, in denen die Trash People schon standen, fällt mein Fazit eindeutig aus: Ja, das ist Kunst und muss bleiben.

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Bitte mehr davon. Allein die Idee, Trash People um die Welt zuschicken und an bedeutenden Orten aus zu stellen, kann ich nur gut finden. Und dann an jedem Ort die Message passend rüber zu bringen, Respekt.

Und das Reiseprogramm ist ansehnlich. Auf dem Roten Platz in Moskau, vor den Pyramiden in Gizeh, auf der Chinesischen Mauer, in der Arktis, am Matterhorn, im Salzstock bei Gorleben. Viele Bilder dieser und anderer Aktionen sind seit heute in der HA Schult-Ausstellung im Aukloster zu bewundern. Sehr sehenswert.

Und wie sind sie jetzt?

Hier wirken sie wie Ritter, meint Elke Koska, die Muse, die HA Schult nach Monschau begleitet. Sie wirken jedes Mal anders.

IMG_1586Es ist faszinierend, die Trash People zu bewundern. Einzeln, eine der acht Reihen wo 25 Müllmenschen aufgereiht sind. Von vorne, von oben, von der Rur aus oder einfach schräg. Bei schönem Wetter, nachts wenn sie teils grün leuchten. Erstaunlich wie spannend das sein kann. Bin nicht gerade ein Kunstkenner, aber ich freue mich schon auf viele Besuche in den nächsten Wochen. Wie sie wohl bei Regen aussehen. Und ob es noch schneit?

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Spannend wird es auch am letzten Oktober-Wochenende. Da ist in Monschau Happy Halloween, bin gespannt wie das mit den Trash People wird.

Wer bezahlt das? Was kostet das?

Da der Veranstalter die Monschauer Festival gGmbH ist, wohl nicht die Stadt, wie manche befeuert von passenden Zeitungsartikeln vermutet haben. Zahlreiche Sponsoren haben sich gefunden, wobei Kunst ja nie genug davon haben kann. Ob das Ganze sich finanziell trägt, hängt sicher auch von der Besucheranzahl ab.

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Die AMU sorgt sicher nicht nur für Schnittchen, Getränke und süßen Leckereien aus eigener Herstellung auf der heutigen offiziellen Ausstellungseröffnung im Aukloster. Das Aukloster habe ich noch nicht so voll gesehen.

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Gut, dass die Reden bis in den Innenhof zu hören waren. Da kann man auch den Kölner Dom aus Autoteilen bewundern. Der ist buchstäblich Montag in den Innenhof geschwebt. Beeindruckend wie der passende Kran überhaupt vor’s Aukloster gekommen ist.

IMG_1642Ob die Stadt nach Aussagen unserer Bürgermeisterin Magga Ritter nur den Bauhof bei der Aufstellung helfen ließ und die Räume zur Verfügung stellt, wir werden es sehen. „Ein Geschenk für diese Stadt“ durfte sie als Kompliment von HA Schult entgegen nehmen.

Andenken

Wer noch einen Trash People haben möchte, kann sich auch einen für 8.000 EUR ins Wohnzimmer stellen. Bin ja scharf auf den Ritter aus dem Aukloster. Wobei der Cola-Mann auch viele Fans hat. Oder den Musikmann mit dem Kopfhörern. Oder den mit dem Efeu. Der mit dem Gras oben drauf ist auch nett. Puh, ich hab‘ ja noch was Zeit. Dafür muss ich sowieso noch sparen. 😉

IMG_1587Entspannt Euch. Genießt es. Und ladet Eure Freunde und Bekannten ein. Und vergesst die Message nicht.

Und wenn sich wieder Besucher in Monschau verlieben, wieder kommen oder gar hier bleiben, ist das ein netter Nebeneffekt. Wie sagt HA Schult: Die Monschauer sind nett zu mir. Als Neu-Monschauer kann ich nur bestätigen: Meistens. Und es ist einfach herrlich wie Monschau und die Eifel einen entschleunigt.