Helen Schneider in Monschau

Unverhofft kommt oft. Oder wie war das? So bin ich jedenfalls recht kurzfristig zu einer Karte für die Monschau Klassik gekommen. Da habe ich mich noch gefragt: Wer ist Helen Schneider? Ehrlich gesagt, mir war der Name nicht geläufig. Ok, abgesehen von ihrem Namen, der seit Monaten auf den Monschau Klassik Plakaten lacht. Aber wofür hat der moderne Mensch Wikipedia?

Hm, Sie ist US-Amerikanerin und war vor Urzeiten mal bei Bios Bahnhof, den älteren von uns sicher noch bekannt. Unter vielem anderen die erste westliche Künsterlerin, die im Palast der Republik (als Ostberlin noch die Hauptstadt der DDR war).

Ein TopTen Hit in den 80ern: Rock’n’Roll Gipsy, das kommt mir ganz weit hinten in meinen grauen Windungen zumindest bekannt vor. Meine kurze YouTube-Suche bestätigt das. Ok, Anfang der 1980iger war selbst ich noch jung.

Dann immer mehr Musical, Andrew Lloyd Webber, Evita in Bad Hersfeld, June Carter in Hello, I’m Jonny Cash. Das klingt also zumindest nicht nach Oper und Operette. Also Kamera eingepackt und hin. (direkt zum Konzert)

Der lange Weg zur Tribüne

Monschau Klassik Schild am Schloßberg Noch schnell meine tägliche gute Tat erledigt und ein paar Touris den Weg zur Burg gezeigt – es hängen ja auch nur gefühlte 50 Monschau-Klassik-Schilder in der Altstadt – und keuchend die Treppe hoch. Die letzte Diner en blanc Nacht war dann doch lang…

Da es auch mein erster Besuch auf der Burg während einer Monschau Klassik ist, bin ich doch angemessen beeindruckt von der Kulisse und erstehe in einem Anfall von Nostalgie gleich noch für 5 EUR ein passendes Sitzkissen.

Weiter den Weg hoch, vorbei an dem WDR-Übertragungswagen und dann zur Eingangskontrolle. Dort erhält jeder mit einer gültigen Eintrittskarte provilaktisch ein gelbes Saugtuch und einen durchsichtigen Regenponcho.

Das hatte ich schon mal gehört. Von einer Kölner Bänkerin als wir ihr erzählten, dass wir unser Traumhaus in Monschau steht. Sie hat aber auch gesagt, dass es auf den Tribünen recht frisch wird. Heute aber nicht. Nur regnen könnte es…

Egal, weiter geht’s um die letzte Kurve und endlich sehe ich die Burg mal mit aufgebauter Bühne und den beiden Tribünen.

 

Catering und dann geht es los…

Da noch Zeit ist erkunde ich noch schnell das Catering und erstehe erst einmal Tortellini. Es gab aber auch Getränke, Würstchen und andere Kleinigkeiten. Wenn ich das richtig verstanden habe, aus der Hubertusklause.

Dort treffe ich noch einen Hund mit einem AllAreas-Pass. Wem der wohl gehört?

Hund mit Backstage-Pass

Das Publikum ist angenehm normal gekleidet. Nicht die üblichen aufgedonnerten Opernbesucher, die dann mit Stöckelschuhen über das Kopfsteinplaster der Altstadt turnen. Wäre nicht nötig, dafür gibt es Shuttlebusse.

Langsam wird es Zeit. Auf der Suche nach dem stillen Örtchen – wieso sind die Schilder von zwei Seiten, aber kein Eingang? – begegnet mir noch Helen Schneider. Und die Jungs, sorry zwei der Feuerwehrmänner des LZ Altstadt, die beim Konzert die Brandwache machen, erinnern mich daran wofür ich da bin. Ab auf die Tribüne am Hang.

Das Konzert – Juke Box Blues

Gleich geht es los. Ich sitze auf der Tribüne am Hang, Reihe 12, Sitz 19. Die Sicht auf die Bühne gefällt mir gut und mein Sitznachbar ist nett. Er ist Open-Air-Bühnen erfahren. War schon in Verona und ist an diesem Abend extra aus Trier angereist. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Respekt. Ich hoffe, er hat für die Rückfahrt noch jemanden erwischt, der ihn zumindest Richtung Aachen mitnimmt.

 

Noch ein Gong und dann kommt sie. Helen Schneider tourt mit einem Schlagzeuger, Gitarristen und Kontrabassisten. Sie spricht super Deutsch und ist sehr umgänglich. Sie entschuldigt sich zuerst einmal für Ihre ungewohnt steife Performance und reicht auch schnell den Grund nach.

Foto von der Monschau Klassik

Was das ganze mit einem Teppich, ihrem Rücken und ärztlich verordneter Sexabstinenz zu tun hat, das lasst Ihr Euch am Besten von ihr selbst erklären. Bei einem der nächsten Konzerte. Meinen Respekt hat sie jedenfalls. Und sicher nicht nur meinen.

Tribünen bei der MonKlassik

Helen Schneider bezieht uns ein, erklärt gerne den Hintergrund und Inhalt von Songs. Sie erzählt auch etwas persönliches und ist einfach charmant, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen. Sie ist offensichtlich fasziniert von June Carter und Ihrer 30jährigen Liebe zu Johnny Cash.

 

Kurz nachdem Helen mit Songs von June Carter beginnt, fängt es dann an zu regnen. Ein geballtes Rascheln und kurz darauf sitzen alle im Regenponcho da. Sie ist ganz gerührt, dass wir trotz Regen ausharren. Und mitgrooven, soweit das auf einem Tribünensitzplatz möglich ist.

Helen Schneider in Monschau

Irgendwann ist dann der Regen vorbei und ein Regenbogen erscheint neben der Bühne.   Und neben guter Musik in neuen Arrangements genießen wir die herrliche Atmosphäre hoch über der Altstadt mit Blick auf den Haller.

Die Stimmung ist super. Auch die Pause schadet nicht. Ich klöne mit meinen Nachbarn, entdecke mehr und mehr Monschauer im Publikum, die einfach einen tollen Abend erleben.

Nach einer etwas überzogenen Pause und einem geschummelten Grund, geht es weiter im Juke Box Blues Programm. Jetzt kommen auch Lehonard Cohen und andere Hits.

Foto von ganz oben auf der Tribüne beim Turm

Viel zu schnell kündigt Helen Schneider Ihren letzten Song an. Ich nutze die Gelegenheit und fotografiere noch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zum Glück werden es doch ein paar mehr letzte Songs.

Standing Ovations für Helen Schneider

Und dann ist vorbei. Minutenlanger tosender Applaus folgt. Mein Fazit: Es lohnt sich.

Haller bei Nacht

Ich hole mir noch einen Kaffee zum aufwärmen, bedanke mich artig und ab nach Hause. Dabei pfeiffe ich noch bis zu Hause mehr schräg als schön Dream a little Dream. Lächelnd.